Altern abseits des Scheinwerferlichts

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Foto: Foto von Jaime Top auf Unsplash
Einsamkeit ist ein großes Thema
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Letztes Mal haben wir uns damit beschäftigt, mit welchen Herausforderungen bezüglich ihrer mentalen Gesundheit ältere Menschen zu kämpfen haben. So kann es etwa schwierig sein, psychische Erkrankungen von ganz natürlichen, altersbedingten Erscheinungen abzugrenzen, oder die Medikamente, die Jüngeren verabreicht werden, sind nicht ausreichend an Älteren getestet worden. Einen ganz wichtigen Punkt haben wir jedoch noch nicht behandelt: Die Bedeutung von Beziehungen für die psychische Gesundheit älterer Menschen.
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Ein heiteres Essen im Gasthaus mit den (Enkel-)Kindern, ein Besuch in der Stammbar mit den ehemaligen Kolleg:innen, ein entspannter Walking-Vormittag mit den Freund:innen – wie auch bei jüngeren Menschen sind ein starkes soziales Netzwerk und gute Beziehungen zu anderen ausgesprochen wichtig für das psychische Wohlbefinden der älteren Bevölkerung. So verbessert etwa die Gesellschaft anderer Menschen die soziale Kompetenz und die Resilienz, also die Widerstandskraft, wobei dieser Zusammenhang vor allem bei denjenigen Personen sehr ausgeprägt ist, die in Stresssituationen soziale Unterstützung erbitten und auch erhalten. Auch bei den Menschen, die im Umgang mit anderen sehr verträglich sind, profitieren besonders von der Gesellschaft anderer Menschen. Ebendiese Menschen weisen ein erhöhtes Hirnvolumen im anterioren cingulären Cortex auf, ein Teil des Gehirns, der mit der Verarbeitung von Emotionen in sozialen Situationen, sowie auch mit Resilienz und Risiko für psychische Erkrankungen assoziiert ist.
Viele ältere Menschen haben, wie in den oben beschriebenen Szenarien, guten Kontakt zu ihren Kindern, weiteren Verwandten und Freund:innen – doch dies gilt nicht für alle. Für andere sieht der Alltag eher einsam und monoton aus, sodass jeder Tag dem anderen zu gleichen und das eigene Sozialleben zu verkümmern scheint. Besonders im Alter kann es jedoch schwierig sein, neue soziale Kontakte zu erschließen, etwa aufgrund eingeschränkter Mobilität, was soziale Isolation und damit auch eine schwächere psychische sowie auch physische Gesundheit zur Folge haben kann. Damit also auch diejenigen älteren Menschen, deren soziales Netzwerk nicht allzu dicht ist, dennoch die Gesellschaft anderer genießen und bestenfalls auch positiven Nutzen aus dieser gewinnen können, gibt es mehrere Projekte in Graz, die ebendies zum Ziel haben.
Foto von Katie Franklin auf Unsplash
Man stelle sich nun einmal einen ganz interessanten Ansatz vor, um diesem Problem der Alterseinsamkeit entgegenzuwirken – man lässt unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen, die beide voneinander viel lernen und einander viel erzählen können. So läuft dies nämlich bei Points4Action ab: Hier verbringen nämlich Mädchen und Burschen Zeit mit Senior:innen und gehen verschiedenen Tätigkeiten nach, die mal mehr ihrer Generation, mal mehr der Generation der älteren Personen vertrauter sind.
Hierfür besuchen Jugendliche zunächst einen Startworkshop, wo sie erfahren, wie genau das Projekt abläuft, wie sie den Umgang mit älteren Menschen gestalten können, was sie während ihres Engagements machen können und wie der praktische Alltag aussieht. Anschließend entscheiden die Jugendlichen, in welcher Senior:inneneinrichtung sie tätig sein möchten. Bei ihren Besuchen führen sie zum Beispiel Gespräche, gehen spazieren, spielen Gesellschaftsspiele oder bringen vielleicht sogar den älteren Menschen ihre eigenen Hobbys näher. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, zum Smartphone-Coach für Senior:innen zu werden und diese dabei zu unterstützen, mit Internet, Handy und Co. umzugehen. Dafür bekommen die Jugendlichen „Points“, die sie an unterschiedlichsten Stellen, beispielsweise in Cafés oder in Bädern, einlösen können.
Ein weiteres Projekt, bei dem Personen unterschiedlichen Alters aufeinandertreffen, ist das „Haus der Generationen“ der Organisation Generationen in Partnerschaft (GiP). Hier kommen verschiedene Generationen aus den unterschiedlichsten Kulturen in einem Haus zusammen, in dem sich jeweils ein Kindergarten und/oder eine Kindergrippe sowie auch Senior:innenwohnungen befinden. Zusätzlich gibt es sowohl Orte, die als „öffentliches Wohnzimmer“ für Begegnungen zwischen jüngeren und älteren Menschen dienen, sowie auch Rückzugsmöglichkeiten. So ermöglicht es das Haus der Generationen zum Beispiel, dass auf der einen Seite des Gartenzaunes Kinder begeistert miteinander spielen während ihnen auf der anderen Seite Senior:innen dabei zusehen und auch hin und wieder mit den Kleinen plaudern, wenn diese eifrig die Details ihres Spiels mit ihnen teilen wollen.
Quellen:
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/sozialer-kontakt-im-alltag-foerdert-menschliches-wohlbefinden/
https://points.logo.at/
https://www.gip.st/haus-der-generationen
Von: Miriam
19. Februar 2025
Bild: Foto von Jaime Top auf Unsplash
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