Wie wäre es mit Weihnachtsfrieden?
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Dezember 1914. Der Erste Weltkrieg ist nun schon seit gut fünf Monaten im Gange. Bis Weihnachten werde dieser vorbei sein und die Soldaten werden wieder daheim bei ihren Familien sein, hatte es geheißen. Diese Illusion eines schnellen Krieges hat sich jedoch schnell verflüchtigt, denn auch jetzt sitzen sie noch immer in ihren Schützengräben fest, müde und erschöpft von den Schrecken des Krieges. Dieses Weihnachten wird wohl eines der bedrückendsten und schlimmsten sein, das sie je erlebt haben.
Was sich 1914 jedoch dann ereignete, kann man eigentlich nur als Weihnachtswunder bezeichnen: Am 24. Dezember fiel kein einziger Schuss. Ohne, dass jeglicher Befehl von oben gekommen war, stellten sowohl die deutschen als auch die britischen Soldaten am Heiligabend das Kämpfen ein. Stattdessen begannen sie zunächst vorsichtig, kleine Weihnachtsbäumchen an den Rändern ihrer Schützengräben aufzustellen, Weihnachtslieder anzustimmen sowie auch Tabak und andere kleine Geschenke auf die andere Seite zu werfen.
Schließlich wagten die Soldaten sich endlich aus ihren Schützengräben heraus, als klar war, dass auch die gegnerische Seite plante, an diesem Tag den Krieg zu pausieren. Auch, wenn es ein trübes Weihnachten war, so war es zumindest ein friedliches: Die Soldaten teilten ihren Alkohol, zeigten einander Bilder von ihren Familien, lachten, scherzten und sangen miteinander. Sogar ein paar improvisierte Fußballmatches mit Mützen als Toren fanden zwischen den zwei gegnerischen Fronten statt. Natürlich war ihnen allen klar, dass in nur kurzer Zeit das Grauen in den Schützengräben weitergehen würde, doch zumindest für den Heiligabend konnten sie die Waffen niederlegen und einander wie Menschen und nicht bloß wie Feinde behandeln.
Auch heuer, im Jahr 2022, ist an vielen Orten der Welt zu Weihnachten Krieg im Gange. Der, der uns hier in Europa wohl am meisten beschäftigt und vielleicht auch beängstigt, ist derjenige in der Ukraine. Viele Menschen werden an Heiligabend um ihr Leben zittern müssen und fern von ihren Familien und Freunden sein. Für sie wird dieses Weihnachten kein warmes, erfreuliches sein. Vermutlich wünschen auch sie sich, sie könnten es den Soldaten in 1914 gleich tun und für einen Tag dem Krieg entfliehen, den viele von ihnen wahrscheinlich ohnehin am liebsten gar nicht erst führen würden. Wäre es nicht schön, könnte sich dieses Weihnachtswunder 2022 wiederholen?
Quellen:
https://orf.at/v2/stories/2255910/2255911/
https://www.dw.com/de/der-weihnachtsfrieden-von-1914/a-17307989