Sustainable Development Goals
Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
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Gleichheit? Schon wieder? Stimmt, ich habe zwar erst vor kurzem schon über Ziel 5 berichtet, in dem es um Geschlechtergleichheit geht – aber es gibt noch viel mehr Ungleichheiten, als nur die zwischen Männern und Frauen! Man sehe sich zum Beispiel an, welche Hürden Immigranten im Vergleich zu Einheimischen zu überwinden haben, die ungleichen Möglichkeiten von reichen und armen Menschen, wenn es um das Rechtssystem, die Krankenversorgung oder z.B. auch Ausbildungen geht.
Die Sozialversicherung, die wir hier in Österreich eigentlich schon als selbstverständlich sehen, ist etwas, von dem Menschen in anderen Erdteilen zum Beispiel nur träumen können. Dort ist die Gesundheitsversorgung nämlich oft genauso teuer wie ineffektiv – und viele sind davon überhaupt ganz ausgeschlossen. Das ist so dramatisch, dass Menschen ohne Ressourcen in manchen Staaten keine medizinische Versorgung wie Operationen, Spezialbehandlungen etc. erhalten können, begüterte Mitbürger sich diese im Notfall eben im Ausland leisten können. Zeit also, auch hier dafür zu sorgen, dass die Systeme international angeglichen werden und allen zugänglich ist.
Wo wir schon bei Geld sind: Es geht darum, dass Menschen trotz Vollbeschäftigung unter der Armutsgrenze leben. Auch die Gehaltsschere zwischen Arm und Reich soll verkleinert werden, wenn es nach Ziel 10 geht. Vor allem die untersten Gesellschaftsschichten sollen eine nachhaltige Zunahme ihres Einkommens beobachten können. Konkret geht es darum, dass das Einkommenswachstum der ärmsten 40 Prozent über dem nationalen Durchschnitt liegen soll.
Es geht z.B. aber auch um Minderheitenrechte. So droht homosexuellen Paaren oder religiösen Minderheiten in manchen Staaten die Todesstrafe für die Ausübung ihres Menschenrechtes. Aber auch in Staaten mit gutem Menschenrechtsschutz kommt es vor, dass sich ein Konditor weigert, einen Kuchen für eine Hochzeit von zwei Frauen zu dekorieren.
All das sind Dinge, die im Jahr 2019 schon lange nicht mehr passieren sollten, es aber dennoch tun – und dagegen soll Ziel 10 jetzt vorgehen. Hier ist also noch ordentlich Luft nach oben für die UN-Mitgliedsstaaten, um die Ungleichheiten in ihrem jeweiligen Land zu reduzieren. Ziel 10 konzentriert sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, finanziellen Ausgleich und Kooperation auf gleicher Augenhöhe, national als auch international, um gleiche Chancen und gleichen Zugang zu schaffen, für Menschen und Staaten.
Die Flüchtlings- und Migrationspolitik ist ebenfalls ein heikles Thema, das unter Ziel 10 abgehandelt wird und das die internationale Gemeinschaft bis auf weiteres begleiten wird. Hier ist es wichtig ist, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, um sowohl mit Flüchtlingen als auch MigrantInnen gut umzugehen, also bestenfalls nicht solche, die die Flüchtlinge dazu zwingen, in Länder zurückzureisen, in denen Kriege herrschen oder in denen sie keine Chance haben, ihr Überleben abzusichern. Wichtig ist es verschiedenste Lösungen zu finden, damit Menschen da, wo sie sich befinden auch ausreichende Bedingungen vorfinden, um eine würdiges Leben führen zu können. Die Konzentration auf Fluchtrouten und Grenzen greift da zu kurz.
Auch ein Punkt von Ziel 10 ist der Spekulationsmarkt: Immer noch ist das Spekulieren mit Aktien, Währungen und anderen Vermögenswerten ein Problem, das auch mit der globalen Finanzkrise nicht geendet hat und ganze Wirtschaftssysteme, auch in ärmeren Regionen, bedroht. Damit zukünftigen Konsequenzen in diesem Bereich vorgebeugt werden kann, soll hier eine strengere Regulierung stattfinden.
Schlussendlich ist auch noch geplant, dass Entwicklungsländer eine bessere Vertretung und wesentlich mehr Mitspracherecht in den globalen Wirtschafts- und Finanzinstitutionen haben sollen. Im Internationalen Währungsfonds sind z.B. derzeit 74% der Mitgliedsstaaten Entwicklungsländer, diese verfügen aber momentan nur über 37% der Stimmen – ein Ungleichgewicht, das nach und nach verändert werden soll. Die Entscheidungen in diesen Institutionen werden dann in Zukunft nicht mehr hauptsächlich Sache der Industrieländer sein, sondern die Interessen aller Länder in Betracht ziehen.
Bei der Umsetzung von Ziel 10 läuft nicht alles so glatt, wie es könnte: Zwar wurden bis jetzt vor allem in europäischen Ländern Fortschritte gemacht, die Erfolge laufen aber weit auseinander. Während einige der Mitgliedsstaaten grünes Licht für Ziel 10 geben, machen andere momentan noch Rückschritte, von einem Großteil der Länder mangelt es überhaupt an jeglichen Daten zu Ziel 10.
Dabei gibt es auch hier viele Initiativen, die die Erfüllung von Ziel 10 begünstigen – wenn auch ein paar weniger, als bei den bisherigen Entwicklungszielen. Da das Ziel so breit gesteckt ist und es v.a. um gleichwertigen Zugang und rechtlichen und finanziellen Ausgleich geht, sind diese meist mit einem anderen Ziel gekoppelt.
Zum Beispiel gibt es momentan in Wien das SDG Internship Programme von Horizont3000, das an verschiedenen Universitäten vorgestellt wurde. Dieses bietet StudentInnen an, sich für eine von 17 Praktikumsstellen im Ausland zu bewerben, deren Thema jeweils eines der Entwicklungsziele ist – etwa passend zu Ziel 10, Unterstützung des Regionalbüros in Nicaragua im Bereich Projektmonitoring. Bereits Ende Juni haben die ersten StudentInnen nach einem Kurzvorbereitungskurs und einer dazugehörigen Lehrveranstaltung Österreich verlassen, um ihre Praktiken zu absolvieren.
Bei diesem Ziel ist es in einigen Ländern noch notwendig, dass mehr unternommen wird, wenn dieses bis 2030 tatsächlich erfüllt werden soll. Hierbei sollten vor allem die Länder, die bereits Fortschritte verzeichnen konnten, diejenigen unterstützen, bei denen es noch an der Umsetzung hapert.
Quellen:
https://www.undp.org/content/undp/en/home/sustainable-development-goals/goal-10-reduced-inequalities.html
https://www.sdgwatch.at/de/ueber-sdgs/weniger-ungleichheiten/
http://www.fairstyria.at/cms/dokumente/12414782_28693792/b34175e0/Agenda_2030_UN-Beschluss.pdf
https://s3.amazonaws.com/sustainabledevelopment.report/2019/2019_sustainable_development_report.pdf
http://www.horizont3000.at/?wysija-page=1&controller=email&action=view&email_id=116&wysijap=subscriptions
Von: Miriam
18. Juli 2019
Bild: United Nations [Public domain], gefunden auf Wikimedia Commons
Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 7: Zugang zu leistbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
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