Am Anfang war das Wort …
Was können Worte bewirken?
Vier Jahre lang habe ich Meinungen, Aphorismen, Gedichte, Essays gesammelt, Worte, die im Zusammenhang zu Frieden und Menschenrechten standen. Jede Woche standen neue Gedanken zum friedlichen Zusammenleben auf der Homepage des Friedensbüros. Die Idee dahinter war einfach. Wir wollten als Friedensbüro nicht nur eine einzige Veranstaltung zum Ausbruch des 1. Weltkrieges machen, sondern 100 Jahre später den Verlauf des Krieges begleiten, einen gedanklichen Kontrapunkt zu Kriegsgeschehen und Kriegspropaganda setzen.
Aphorismen historischer Personen standen neben Gedanken von Persönlichkeiten aus Graz. Immer wieder kamen vor allem Kinder und Jugendliche zu Wort. Gedanken zu Frieden, Menschenrechten, Demokratie und persönliche Erfahrungen flossen ineinander.
Unversehens wurden unsere Friedensgedanken aber auch zum Kontrapunkt ganz aktueller Entwicklungen. Begriffe, die in letzter Zeit die öffentliche Debatte bestimmt haben, waren nicht Begriffe wie Frieden, Solidarität, Hilfe oder Liebe. Wir beobachten eine bedenkliche Verrohung der Sprache. Beschimpfungen werden gesellschaftsfähig, Worte werden umgedeutet oder banalisiert, Menschen werden in der Beschreibung entpersonalisiert, Verallgemeinerungen zur Wahrheit stilisiert, und viel zu oft wird das Gespräch sogar verweigert oder unmöglich gemacht.
Dabei ist Worte austauschen urmenschlich, vor allem urdemokratisch. Demokratie lebt vom Gespräch, nur so können Kompromisse, Ausgleich der Interessen, Minderheitenrechte ausgehandelt werden, und das wiederum ist die Basis für gemeinsames Handeln und Leben und die Weiterentwicklung einer sozialen Gesellschaft. Durch das Gespräch ordnen wir die Beziehungen zueinander.
Worte schaffen Wirklichkeit. Durch Beschimpfung oder Gesprächsverweigerung wird die Gesellschaft gespalten, das Gegenüber missachtet, das gesellschaftliche Klima vergiftet. Wer nur die eigene Position gelten lässt, stellt demokratische Grundsätze in Frage. Es reicht nicht durch Worthülsen Unterschiede und Probleme kleinzureden. Nur durch Zuhören, Nachdenken und die Einbeziehung anderer Meinungen rücken wir zusammen. Wer die Meinung des anderen achtet und zur Selbstreflexion fähig ist, festigt unsere liberale Demokratie.
Am Ende zählt nur, ob das Wort mit Leben gefüllt wird.
Barbara Kasper.
Stv. Vorsitzende Friedensbüro Graz,
Obfrau LAG UNESCO-Schulen Steiermark