Sie waren schon immer da. Spätestens aber seit 32.000 Jahren – das zeigen auch Felsmalereien im heutigen Kakadu Nationalpark. Über eine Landbrücke bei Indonesien besiedelten sie den Kontinent im Süden. Sie waren die Ersten, ein Fakt, der ihnen letztlich auch ihren Namen gab – Aboriginal People, die Ureinwohner Australiens. Dass das Land bereits bewohnt war, ignorierten die britischen Kolonisatoren im 18. Jahrhundert schlichtweg. Ihrer Ansicht nach, war Australien zu diesem Zeitpunkt Terra Nullius, ein Land, das keinem gehörte.

Australia Day? Don’t you mean Invasion Day?

Mit elf Schiffen – auch als First Fleet bekannt – fuhr die britische Flotte unter Captain Arthur Philipps am 26. Jänner 1788 in der Bucht von Port Jackson, dem heutigen Sydney ein. Es war der Anfang einer neuen Strafkolonie Großbritanniens nachdem die Gefängnisse vor Ort überquollen und die Entsendung der Sträflinge nach Amerika auf Grund des dort tobenden Unabhängigkeitskrieges nicht mehr möglich war.
Für Philipps und sein Gefolge galt der Kontinent bis zu diesem Zeitpunkt als „besitzerlos“, von nun an sollte er zu Großbritannien gehören. In Australien wird der 26. Jänner deshalb heute auch als Geburtsstunde des Landes, einer großen Nation gefeiert. Die Aboriginal People aber sehen das anders.

Mit der Invasion Großbritanniens begann eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des roten Kontinents. Weil sie das Land nicht so nutzten, wie die Europäer es gewohnt waren, sprach man den Aboriginal People kurzerhand die Fähigkeit der organisierten Landnutzung ab. Sie verloren ihre Landrechte und wurden zunehmend aus ihren Gebieten verdrängt. Sie wären eine “zum Aussterben verurteilte Rasse primitiver Nomaden” und dementsprechend zu behandeln. Unzählige wurden gejagt, viele erschossen. Eingeschleppte Krankheiten wie Masern, Syphilis stellten eine zusätzliche Bedrohung der Ureinwohner dar. Während die Europäer gegen solche Erreger weitestgehend resistent waren, endeten sie bei den Aboriginal People meist tödlich.

To the mothers and the fathers, the brothers and the sisters, for the breaking up of families and communities, we say sorry. And for the indignity and degradation thus inflicted on a proud people and a proud culture, we say sorry. 

– Kevin Rudd 2008 (damaliger Premierminister) –

 

Einen besonders hässlichen Höhepunkt erreichte die Unterdrückung der Ureinwohner schließlich zwischen 1910 und 1970. Über 60 Jahre hinweg wurden tausende Kinder aus ihren Familien gerissen. In staatlichen Heimen, sogenannten Missionsstationen oder bei Pflegefamilien sollten ihnen die Werte der “Weißen” anerzogen werden. Angeblich, um sie aus der Armut zu holen, ihnen eine bessere Zukunft zu bieten. In Wahrheit aber wollte man die indigenen Eigenheiten, ihre Kultur, ihren traditionellen Lebensstil vernichtet sehen. Den Verschleppten gab man neue, “weiße” Namen. Die Identität ihrer Eltern, ihre Stammeszugehörigkeit wurde ihnen über Jahrzehnte hinweg verschwiegen. Die “Stolen Generation” leidet noch heute unter den Auswirkungen der Entwurzelung, den Folgen von Misshandlungen und Unterdrückung. Seit 1998 gedenkt Australien nun mit dem National Sorry Day jedes Jahr am 26. Mai den Opfern jener Zeit. Wieder gut gemacht können solchen Gräueltaten wohl niemals werden, dennoch ist es zumindest ein Eingeständnis der Regierung, der Versuch einer Annäherung beider Kulturen.

Quellen:
The First Fleet – Australian History Research
Australien-Info – Aboriginal People
GfbV Deutschland – Indigene Völker in Neuseeland und Australien
GfbV Deutschland – Australia Day
Australien sagt Sorry

Von: Biene

9. Februar 2018

Bild: Christina Hauszer

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