Gewaltfreie Revolution
Indiens Weg in die Unabhängigkeit
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Mohandas Karamchand Gandhi, vielen wohl besser bekannt als Mahatma Gandhi, ist die wohl bekannteste Figur im Zusammenhang mit der gewaltfreien Revolution. Ohne auch nur ein einziges Mal eine Waffe in die Hand zunehmen, sondern stattdessen mit ausschließlich friedlichen Methoden, kämpfte er für die Unabhängigkeit Indiens, das bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts noch unter britischer Kolonialherrschaft stand. Selbstverständlich war dies ein langwieriger Prozess, der von ebenso vielen Erfolgen wie Misserfolgen geprägt war, doch schlussendlich konnte Gandhi sein Ziel – die Unabhängigkeit Indiens – erreichen, ohne dabei seine Grundprinzipien zu verletzen.
Da Gandhi in seinem Leben unzählige gewaltfreie Aktionen für die Unabhängigkeit Indiens, aber auch für die Rechte der Inder generell, durchgeführt hat, wollen wir uns in diesem Beitrag auf eine einzige – den Salzmarsch – konzentrieren. Zunächst aber wollen wir uns Gandhis Grundsätzen widmen, die die Basis und den Maßstab für all seine gewaltfreien Aktionen darstellten.
Diese Grundsätze lassen am Besten mit dem Leitbegriff Satyagraha beschreiben, der von Gandhi entwickelt wurde und sich aus den Wörtern „Satya“ (Wahrheit, Liebe) und „Agraha“ (Kraft, Beharrlichkeit, stark an etwas festhalten) aus dem indischen Sanskrit zusammensetzt. Gandhi selbst definierte Satyagraha als das Festhalten an der Wahrheit, welche die Anwendung von Gewalt ausschließt, da Menschen aufgrund ihrer Unfähigkeit, die absolute Wahrheit zu erkennen, nicht dazu berechtigt seien, zu strafen. Unter Satyagraha kann man also etwas einfacher gesagt das aktive, gewaltlose Streben nach (und auch das Durchsetzen von) der Wahrheit verstehen.
Zum Salzmarsch, der es an unzähligen Orten in der Welt in die Schlagzeilen schaffte, rief Gandhi aus einem ganz bestimmten Grund auf: Dem britisch-indischen Salzgesetz. Dieses Gesetz untersagte es den Inder:innen, ihr eigenes Salz zu gewinnen und zu verkaufen – dies war bloß England erlaubt, das dieses ertragreiche Geschäft zu seinem Monopol gemacht hatte. Da allerdings das indische Klima bewirkt, dass Menschen zum Überleben sehr viel Salz konsumieren müssen und daher auch die ärmsten Bewohner:innen des Landes dieses kaufen müssen, war dieses Gesetz überaus ungerecht. Aber auch sehr leicht übertretbar.
Im Jahr 1930 beschloss Gandhi deshalb, ein Zeichen gegen das Salzgesetz zu setzen, wofür er den zivilen Ungehorsam als gewaltfreie Strategie benutzte. Am 12. März 1930 brach er mit 78 Mitstreitern auf, um die 388 Kilometer hin zum Arabischen Meer zurückzulegen, wo er – wie er angekündigt hatte – sein eigenes Salz gewinnen wollte. Nach 25 Tage langen Tagen des Fußmarsch, am 5. April 1930, erreichte Gandhi mit seinen Anhängern den Küstenort Dandi nördlich von Bombay. Am nächsten Tag war es so weit: Gandhi, der es verstand, sich dramatisch zu inszenieren, schöpfte eine Hand voll salzigen Schlamm am Strand und verletzte damit das britisch-indische Salzgesetz. Doch damit nicht genug – er rief auch indische Bevölkerung dazu auf, es ihm gleich zu tun und ebenfalls ihr eigenes Salz zu gewinnen und zu verkaufen.
Daraufhin folgten in Indien so viele Menschen seinem Beispiel, dass die Polizei gar nicht mehr hinterherkam damit, es in Beschlag zu nehmen. Dafür mussten die, die erwischt wurden, allerdings Prügelstrafen und Verhaftungen über sich ergehen lassen. Über 50 000 „Straftäter:innen“ kamen aufgrund der illegalen Salzgewinnung ins Gefängnis, auch Gandhi selbst wurde inhaftiert. Was dem Ganzen schließlich die Krone aufsetzte, war der Versuch von 2500 Demonstranten, die Salzwerke von Dharasana einzunehmen, wofür sie einer nach dem anderen blutig niedergeprügelt wurden.
Selbstverständlich war diese Kampagne bloß eine symbolische, doch sie verfehlte ihr Ziel nicht. Der Stein war ins Rollen gekommen, überall auf der Welt wurde über den Salzmarsch berichtet, wobei das friedliche Verhalten der Protestierenden und die die gewaltsame Reaktion Englands besonders hervorgehoben wurden. Der Kampf für Indiens Unabhängigkeit war zwar mit dem Salzmarsch noch lange nicht gewonnen, aber den Kolonialherren war eindrucksvoll demonstriert worden, dass ihre Herrschaft über Indien nicht weiter unangefochten bleiben würde.
Was den Salzmarsch besonders wirksam machte, war also die Friedlichkeit der Kampagne – von einer Sekunde auf die andere waren plötzlich alle Augen auf Indien gerichtet, aber der Unmut der Weltbevölkerung galt nicht den Inder:innen, sondern England, das so brutal auf einen gewaltfreien Widerstand reagiert hatte.
Quellen:
https://www.grin.com/document/340793
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/mahatma-gandhi-konzept-100.html
https://www.nationalgeographic.de/reise-und-abenteuer/indien-auf-den-spuren-gandhis
https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1350
https://www.deutschlandfunk.de/soldaten-des-friedens-100.html
https://www.politik-kommunikation.de/medien/gandhis-gespuer-fuer-macht-und-salz/
Von: Miriam
20. Januar 2022
Bild: Pratik Chauhan auf Unsplash
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